EU-Jugenddialog zeigt Barrieren für die Beteiligung junger Menschen auf

BJV-Vorsitzender Sabri Ansari und BJV-Referentin Natalie Haas präsentierten bei einem Pressegespräch am 22. April die ersten Ergebnisse der 10. Beteiligungsrunde des EU-Jugenddialogs. Diese verdeutlichen die negativen Auswirkungen von Diskriminierung und Hate Speech.

 

Was sind die derzeitigen Hindernisse für die Eingliederung aller jungen Menschen in die Gesellschaft, insbesondere junger Menschen mit geringeren Möglichkeiten? Das ist die Leitfrage der aktuellen Beteiligungsrunde des EU-Jugenddialogs.

Bereits seit 10 Jahren koordiniert die BJV den EU-Jugenddialog in Österreich, den verankerten Beteiligungsprozess für junge Menschen auf europäischer Ebene. „Beim Jugenddialog fließen die Anliegen junger Menschen in die Politik ein. Wir wollen keine Scheinpartizipation, bei der Ergebnisse in der Schublade verschwinden“, betonte BJV-Vorsitzender Sabir Ansari beim Pressegespräch zur Präsentation der aktuellen Beteiligungsergebnisse. „Jugendliche können sich bei Workshops, Jugendkonferenzen und Online-Befragungen einbringen. Neu ist auch ein eigener Inklusionsbeirat, den die BJV im Vorjahr gegründet hat. So wollen wir Jugendliche mit vielfältigen Lebensrealitäten erreichen“, erklärte Natalie Haas, Referentin für den EU-Jugenddialog in der BJV.

Ergebnisse der aktuellen Beteiligungsrunde

Die 10. Beteiligungsrunde steht unter dem Motto „We need YOUth!“ und beschäftigt sie sich mit der Frage, wie junge Menschen in unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft eingebunden sind (analog zum Youth Goal #3 Inklusive Gesellschaften). Dazu führte die BJV zwischen September und Dezember 2023 eine Online-Befragung durch, an der 480 Personen von 14 bis zu 30 Jahren aus allen Bundesländern teilgenommen haben. Die Ergebnisse geben ein Stimmungsbild aus Österreich und zeigen Hürden im Alltag von Jugendlichen, die sich auch auf Beteiligung auswirken.

BJV-Referentin Natalie Haas und BJV-Vorsitzender Sabri Ansari (von links nach rechts).

Großes Vertrauen in Jugendarbeit

Generell sieht rund die Hälfte der jungen Menschen, die an der Befragung teilgenommen haben, Bildungseinrichtungen und Jugendarbeit als Orte, an denen sie sich zugehörig fühlen. Es wurde aber auch auf Probleme wie großer Klassen oder Diskriminierung durch Lehrpersonal hingewiesen. So fühlen sich die Jugendlichen tendenziell in der schulischen Umgebung weniger verstanden als im Umfeld von Jugendarbeit und Jugendorganisationen. Gegenüber Jugendarbeiter*innen gibt es ein stärkeres Vertrauensverhältnis. Das deckt sich mit der BJV-Studie zu Jugendarbeit von 2022, wonach Mitglieder von Jugendorganisationen von den sozialen Kontakten profitieren.

Zuversichtlich bei Arbeitssuche, aber Diskriminierungserfahrungen

Wenn es um Arbeitssuche geht, ist mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen (63%) zuversichtlich, dennoch spielen Diskriminierungserfahrungen aufgrund von Herkunft, Religion oder Behinderung eine erhebliche Rolle. Diskriminierung ist für viele junge Menschen Alltag. 65% der Befragten geben an, dass es in der Umgebung, in der sie leben, zu Diskriminierung kommt. Mehr als die Hälfte (51%) hat bereits selbst Diskriminierung erlebt, beispielsweise bei der Arbeitssuche oder in der Schule.

Recht auf Beteiligung – insbesondere im Wahljahr

Zusätzlich ist Hate Speech ein präsentes Problem bei jungen Menschen. „Wenn von den Teilnehmer*innen unserer Befragung 85 % sagen, dass sie im Internet Hate Speech beobachten und fast die Hälfte davon selbst betroffen ist, zeigt das einmal mehr, dass Medienbildung und Antidiskriminierungsmaßnahmen ausgebaut werden müssen. Vor allem sollten die großen Internetplattformen stärker zur Verantwortung gezogen werden“, verweist Ansari auf den dringenden Handlungsbedarf. „Insgesamt haben Diskriminierungserfahrungen negative Auswirkungen auf Beteiligung. Sie führen dazu, dass sich junge Menschen weniger einbringen“, so das Fazit von Ansari.

„Junge Menschen haben das Recht auf Beteiligung. Im heurigen Wahljahr muss das Ziel sein, junge Menschen mit verschiedenen Hintergründen zu erreichen und ihnen die Wahlteilnahme zu ermöglichen“, betont Ansari. Die BJV bietet dafür Wahlinfos an, die sich direkt an Jung- und Erstwähler*innen richten, dazu zählt auch ein „Jugendcheck“ der Parteien.

Im Juni organisiert die BJV die 5. Österreichische Jugendkonferenz in Graz. Dabei werden die Jugenddialog-Ergebnisse auf nationaler Ebene an die Politik weitergetragen und mit Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm und den Landesrät*innen für Jugend und diskutiert. Auf EU-Ebene sind im Mai Ratsschlussfolgerungen dazu geplant.

Mehr zum EU-Jugenddialog gibt es auf www.jugenddialog.at.

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