Dialoge zu psychischer Gesundheit
Im Rahmen des Projekts TOPSY Youth organisierte die BJV gemeinsam mit der Liga für Kinder und Jugendgesundheit zwei Dialoge mit Jugendlichen und politischen Vertreter*innen. Thema war die psychische Gesundheit junger Menschen.
„Von Kopf zu Kopf“ – so heißt die Dialogreihe, die für das Projekt ins Leben gerufen wurde. Bei den ersten zwei Veranstaltungen im Mai 2025 kamen insgesamt 40 Jugendliche aus ganz Österreich mit Politiker*innen und Vertreter*innen aus der Verwaltung ins Gespräch.
Ein Dialog fand mit Lehrlingen und mit Vertreter*innen aus Verwaltung und dem Gesundheitsbereich am 12. Mai in der Berufsschule Mollardgasse statt. Am 16. Mai folgte dann der Dialog mit der Politik. Die Nationalratsabgeordneten und Gesundheitssprecher*innen von SPÖ, NEOS und Grünen sowie Robert Lender vom Bundeskanzleramt traten im DOCK mit Jugendlichen in den Austausch.
Vier Themen, viele Stimmen
Bei beiden Dialogen arbeiteten die Jugendlichen ihre Erfahrungen und Forderungen entlang von vier Überthemen aus und kommunizierten sie anschließend an Entscheidungsträger*innen aus Politik, Verwaltung und dem Gesundheitssystem. Die folgenden Forderungen zeigen auf, wie viel Handlungsbedarf noch besteht.
Psychische Gesundheit und Internet
Jugendliche berichten vom Suchtpotenzial von Social Media und der Gefahr sich selbst zu diagnostizieren. Besonders Mädchen und junge Frauen schildern anhaltende Selbstzweifel und einen starken Vergleichsdruck durch Soziale Medien. Die Potenziale von digitalen Tools und KI gilt es zu nutzen – gleichzeitig wünschen sich die Jugendlichen aber mehr Orientierung.
💡 Die Jugendlichen fordern:
- Gezielte Maßnahmen gegen unrealistische Schönheitsideale auf Social Media
- Stärkung der Medienkompetenz & Reflexionsfähigkeit – bei Jugendlichen, Eltern & Lehrer*innen
- Strengere Regulierung von Social-Media Plattformen, die Desinformation, Hate Speech und sexuelle Gewalt zulassen
- Wissenschaftlich geprüfte und gekennzeichnete Gesundheitsinformationen im Internet
Entstigmatisierung
Die Jugendlichen sind sich einig darüber, dass psychische Probleme ernstzunehmende Gesundheitsprobleme sind, die kein Tabu-Thema mehr sein sollten.
💡 Ihre Ideen:
- Kindgerechte Thematisierung von Psychischer Gesundheit ab dem Kindergarten
- Integration von Psychischer Gesundheit in den Lehrplan von Schule aber auch als Querschnittsmaterie über alle Fächer hinweg
- Sichere Räume und Vertrauenspersonen auch in professionellen Settings (im Lehrberuf, an der Universität etc.), um psychische Belastungen zeitgerecht ansprechen zu können
Prävention
Die Jugendlichen heben hervor, dass psychischen Krisen bereits präventiv entgegengewirkt werden sollte.
💡 Gefordert werden:
- Stärkere Unterstützung der Eltern und mehr Verständnis für jugendliche Lebensrealitäten
- Gratis Freizeitangebote außerhalb der Schule
- Weniger Leistungsdruck, mehr Mitgestaltung im Schulalltag
- Mehr Sichtbarkeit männlicher Emotionalität
- Psychotherapeutische Vorsorgeuntersuchungen
- Flexible Auszeiten im Bildungssystem
Akut in der Krise
Wenn es brennt, muss Hilfe sofort verfügbar sein – das ist derzeit nicht immer der Fall. Jugendliche schildern frustrierende Erfahrungen mit langen Wartezeiten und mangelnder Sichtbarkeit von Hilfsangeboten.
💡 Deshalb fordern sie:
Anlaufstellen und Maßnahmen müssen flächendeckend bundesweit installiert werden, niederschwellig gestaltet sein und nachhaltig finanziert werden.
- Flächendeckende, nachhaltig finanzierte, niederschwellige Hilfsangebote
- Eine gezieltere Informationsweitergabe in Bezug auf bestehende Anlaufstellen – auch digital
- Schulpsycholog*innen in adäquater Relation zur Schüler*innenzahl an allen Schulen – nur wenn gewollt, auch mit Einbindung der Eltern
Und jetzt?
Die Botschaften der Jugendlichen sind deutlich – und sie wurden gehört. Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung nahmen die Impulse mit, um sie in ihre zukünftige Arbeit einfließen zu lassen.
Eine dritte Veranstaltung ist in Linz geplant. Zudem wird zeitnah eine Topsy Youth-Broschüre entstehen, die alle Forderungen noch einmal zusammenfasst und weiteren Stakeholdern übergeben wird.
Die Dialogreihe „Von Kopf zu Kopf“ zeigt, wie wichtig es ist, dass junge Menschen mitreden dürfen und Politik und Verwaltung regelmäßig Einblicke in jugendliche Lebensrealitäten erhalten.