Der Inklusionsbeirat der BJV startete am 24. Januar 2024 in das zweite Jahr. Bereits bekannte und neue Mitglieder des Beirats trafen sich mit Vertreter*innen des BJV-Vorstands und sprachen über für sie relevante Themen und Möglichkeiten der politischen Beteiligung.

Bei den ersten beiden Treffen des Beirats wurde bereits deutlich, dass junge Menschen mit Behinderung eine Vielzahl von Anliegen beschäftigt – kein Wunder: die Bedürfnisse von Jugendlichen sind so heterogen wie sie selbst. Der Schwerpunkt des Beirats lag im Pilotjahr auf Fragen der politischen Partizipation und auf den Youth Goals. Es wurde ausführlich darüber diskutiert, welche Informationen die Jugendlichen konsumieren bzw. benötigen, wie sie sich beteiligen und im Rahmen von politischen Entscheidungsprozessen mitentscheiden können.

Nach diesen komplexen Fragestellungen legte der Beirat beim dritten Treffen den Fokus auf die eigene Arbeitsweise und mögliche Themenschwerpunkte. Als junges Projekt wächst der Inklusionsbeirat aktuell immer noch: Einige Mitglieder sind seit dem ersten Treffen dabei, sie machen derzeit auch den Großteil der Gruppe aus. Mit jedem Termin kommen neue Gesichter dazu, die über unterschiedliche Kanäle vom Beirat erfahren haben. Das soll auch so bleiben, denn der Inklusionsbeirat stellt einen offenen Rahmen dar, der jungen Menschen mit Behinderung eine Möglichkeit zur politischen Teilhabe bietet.

Bildung, Arbeit, Wohnen und Unterstützung im Alltag als wichtigste Themen

Neben der Vorstellung der BJV und dem Inklusionsbeirat gab es beim dritten Treffen auch einem Rückblick auf die bereits erwähnten Themen des Vorjahres. Außerdem wurde auch allgemein über die Motivation zur Beteiligung gesprochen. Es kam deutlich heraus, dass sich die Jugendlichen von aktuellen politischen Vertreter*innen nicht ausreichend gehört und ihre Rechte nicht entsprechend umgesetzt sehen. Sie wollen sich im Inklusionsbeirat einbringen und hoffen, so etwas bewirken zu können. Manche Teilnehmer*innen haben bereits Erfahrungen mit politischen Partizipationsformaten gemacht und viele davon waren für sie wenig zufriedenstellend bzw. sogar enttäuschend. In einigen Situationen haben sie sich nicht wirklich in Entscheidungen eingebunden gefühlt, sondern den Eindruck bekommen, nur für „nette Fotos“ da zu sein.

Ein weiterer Beweggrund für ihre Mitwirkung am Inklusionsbeirat sind außerdem die Kontakte, welche sie dabei zu anderen knüpfen können. Der Austausch untereinander ist ihnen besonders wichtig und kommt in ihrem Alltag sonst oft zu kurz. Ihre persönlichen Stärken sahen die Teilnehmenden in verschieden Bereichen. Manche von ihnen sprechen besonders gerne vor vielen Menschen, andere bevorzugen es, Interviews im kleinen Rahmen zu geben und wieder andere schreiben lieber über ihre Anliegen. Gemeinsam haben sie die Freude an der Arbeit im Team und die Diskussion über für sie spannende Themen.

In seinen nächsten Treffen wird der Beirat den Fokus auf die Auseinandersetzung mit den gesammelten Themen legen. Beim Thema Bildung gab es zuletzt starke Kritik im Rahmen der Staatenprüfung der UN-Behindertenrechtskonvention. Auch der Inklusionsbeirat sieht hier viel Verbesserungsbedarf in Österreich, etwa bei der Möglichkeit des Schulbesuchs (siehe die Forderungen nach einem 11. und 12. Schuljahr), bei individueller und bedarfsgerechter Unterstützung in Aus- und Weiterbildung oder Zugangsvoraussetzungen sowie bauliche Maßnahmen im Hochschulbereich. Beim Thema Arbeit fordern die Beiratsmitglieder mehr Selbstbestimmung, gerade bei der Auswahl und Ausübung von Erwerbsarbeit.

Wohnen: Bedarf nicht ausreichend gedeckt

Neben Bildung und Arbeit ist auch Wohnen ein wichtiges Bedürfnis, dass alle Beiratsmitglieder vereint. Sie kritisieren, dass aktuelle Bedarfe hier nicht ausreichend gedeckt werden, es wiederum an Möglichkeiten zur Selbstbestimmung mangelt und Strukturen (insbesondere im institutionalisierten Bereich) oft gewaltbegünstigend sind. Außerdem bemängeln die Mitglieder aktuelle Freizeitangebote, welche selten inklusiv und schon gar nicht flächendeckend in Österreich verfügbar sind. Über alle diese Bereiche erstreckten sich außerdem Fragen zu Betreuungsverhältnissen, barrierefreien Zugangsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen für bessere Mobilität (insbesondere am Land). Die höchste Relevanz haben die Teilnehmenden des Inklusionsbeirats den Schwerpunkten Bildung, Wohnen, Arbeit und Unterstützung im Alltag zugesprochen.

Aktuell sind mindestens drei weitere Treffen des Inklusionsbeirats geplant, wobei eines außerhalb Wiens stattfinden soll. Die Arbeit des Beirats reicht jedoch auch über die regelmäßigen Sitzungen hinaus: Beispielsweise wird der Beirat auf der Vollversammlung der Bundesjugendvertretung am 21.3.2024 einen Bericht abgeben und laufende Medienanfragen wahrnehmen. In Summe ist klar, dass es viel zu tun gibt und die Herausforderungen im Bereich Inklusion in Österreich groß sind. Gemeinsam will der Inklusionsbeirat jedoch die Anliegen junger Personen klar kommunizieren und für Verbesserungen eintreten. 2024 verspricht dabei ein spannendes Jahr zu werden!

Das nächste Treffen wird voraussichtlich im Mai 2024 stattfinden. Wenn du Interesse an einer Teilnahme an unserem Inklusionsbeirat hast oder mehr darüber erfahren willst, schreibe gerne eine E-Mail an sebastian.muckenhuber@bjv.at!