UNYD Jana bei der UN-Frauenstatuskommission
In diesem Blogbeitrag berichtet UNYD Jana Berchtold über ihre Zeit bei der 68. Frauenstatuskommission bei den Vereinten Nationen in New York.
131 Jahre. Das ist die geschätzte Anzahl an Jahren, die wir noch von Geschlechtergerechtigkeit entfernt sind. Und erst vor ein paar Tagen hat die UN in Bezug auf Frauenrechte weltweit einen Rückschritt festgestellt, denn gerade die aktuellen multiplen Krisen betreffen überdurchschnittlich Mädchen und Frauen. Für mich als junge Frau ist das natürlich nicht die Zukunftsversion, die ich sehen möchte, und umso mehr Grund dafür, mich international für schnellere und größere Verbesserungen einzusetzen.
Im März hatte ich das Privileg, als UN-Jugenddelegierte an der 68. Frauenstatuskommission (Commission on the Status of Women – CSW) der UN teilnehmen und als Teil der österreichischen Delegation die Empfehlungen und Forderungen von jungen Menschen aus Österreich direkt in New York einbringen zu können. Die CSW ist die größte Versammlung, die Geschlechtergerechtigkeit und Frauenförderung ins Zentrum stellt. Im Vergleich zu anderen UN-Konferenzen sind dabei auch viele zivilgesellschaftliche Organisationen, NGOs und Aktivist*innen vor Ort involviert, was sie zu einer besonders großen und intensiven Konferenz macht. Auch junge Menschen sind dadurch vermehrt vor Ort, allerdings als offizielle Jugenddelegierte in einer Delegation eher selten.
Geschlechtergerechtigkeit durch Armutsbekämpfung, geschlechterspezifische Finanzpolitik und stärkere Institutionen
In diesem Jahr haben sich die Vertreter*innen von Staaten und Organisationen zwei Wochen lang damit beschäftigt, wie Geschlechtergerechtigkeit durch Armutsbekämpfung, geschlechterspezifische Finanzpolitik und stärkere Institutionen gefördert werden kann – und schlussendlich konnte ein Abschlussdokument (sogenannte „Agreed Conclusions“) beschlossen werden, das Empfehlungen für die drei Prioritätsthemen enthält. Geschlechtergerechtigkeit wird somit in den Fokus gerückt, der Fortschritt in verschiedenen Bereichen wird evaluiert und die Empfehlungen fließen stark in weitere internationale Prozesse und UN-Resolutionen ein.
Soweit die Theorie – aber wie sieht so eine Woche bei der CSW für eine UN-Jugenddelegierte in Praxis aus? Welchen Platz haben junge Menschen dort?
Für mich hat die Konferenz schon lange bevor der eigentlichen Zeit in New York begonnen mit Konsultationen von jungen Menschen zu den Prioritätsthemen und dem Ausarbeiten von Jugendempfehlungen für das Abschlussdokument der Konferenz, gemeinsam mit Marvin und dem Frauenkomitee der Bundesjugendvertretung sowie anderen UN-Jugenddelegierten. Uns war es wichtig, die Forderungen und Anliegen der Jugend in Österreich kennenzulernen und diese dann vor Ort in Gesprächen immer wieder einzubringen.
Wenn wir aus der Perspektive von jungen Menschen beispielsweise über die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit durch die Bekämpfung von Armut sprechen, dann rücken besonders Themen wie Periodenarmut, Vererbung des Bildungsstands der Eltern, mangelnde entlohnte Carearbeit, mangelnde leistbare Freizeitangebote und fehlende Mitsprachemöglichkeiten in den Fokus. Um Institutionen zu stärken, brauchen wir mehr bedeutsame Beteiligung und eine Förderung von diversen Vorbildern aus ihrer eigenen Peer-Group für junge Frauen, welche sie inspirieren und motivieren können, politische Rollen einzunehmen. Generell, wie bei allen Themen, fordern wir Standards für sinnvolle und wirkungsvolle Jugendpartizipation, die auf Augenhöhe passieren soll.
Das Highlight für mich war die Möglichkeit, in einem Statement im offiziellen UN Interactive Dialogue with youth representatives diese Anliegen zu thematisieren, mit Mitgliedsstaaten, verschiedenen UN-Organisationen, dem Leiter des UN-Jugendbüros im Raum. Ein besonders gutes Gespräch gab es auch mit der EU-Kommissarin für Gleichstellung, Helena Dalli, sowie weiteren EU-Vertreter*innen, in dem ich den Eindruck hatte, dass die Anmerkungen von uns jungen Menschen wirklich ernst genommen und notiert wurden. Außerdem besuchte ich verschiedene Diskussionen zwischen Minister*innen, Side-Events (zu Frieden & Sicherheit, zu Bildung, zu Ökonomischer Gerechtigkeit, zu Intergenerationellem Dialog), und hatte Gespräche mit UN Organisationen vor Ort: UN Women, UN DESA, UN Youth Office. Gemeinsam mit vielen anderen aktiven jungen Menschen war ich zum Abschluss drei Tage lang beim CSW Youth Forum von UN Women, wo wir uns mit den Prioritätsthemen und dem UN-Zukunftsgipfel auseinandersetzten.
Es war eine spannende erste Erfahrung an der UN in New York, mit vielen positiven Eindrücken aus coolen Gesprächen und guten Diskussionen über verschiedene Möglichkeiten, wie wir als globale Gemeinschaft durch Armutsbekämpfung, Finanzierung und stärkere Institutionen zumindest ein paar Schritte in Richtung Geschlechtergerechtigkeit gehen können.