Gemeinsam mit Jugenarbeiter*innen und engagierten Freiwilligen aus Kinder- und Jugendorganisationen reiste die BJV im Juli nach Israel. Organisiert wurde der Study Visit in Kooperation mit der israelischen Jugendvertretung.

Welche Rollen nehmen Jugendorganisationen für eine aktive Erinnerungskultur ein und welche Geschichte verbindet Österreich und Israel? Um diesen und anderen Fragen auf den Grund zu gehen, organisierte die BJV gemeinsam mit der israelischen Jugendvertretung von 19. bis 25. Juli eine Studienreise. Unter dem Motto „Remembrance Beyond Memory – Contextualising Remembrance Culture in Youth Work” reisten wir mit neun Jugendarbeiter*innen und jungen ehrenamtlich Engagierten nach Israel. Unsere Reise führte uns dabei neben Tel Aviv und Jerusalem in den Kibutz Parod und in die Städte Acre und Afula.

Vielseitiger Austausch und gemeinsames Gedenken

Gruppenfoto der Studienreisen-Teilnehmenden in IsraelNeben einem Einblick in die Arbeit der israelischen Jugendvertretung, dem Council of Youth Movements in Israel (CYMI), gab es Treffen mit den Organisationen Agic, Bnei Akiva, Ezra und den jüdischen Pfadfinder*innen. Zudem besuchten wir Tarbout Movement, ein Zusammenschluss von Künstler*innen, Kulturaktivist*innen und Pädagog*innen. Dort wurden wir angeregt, uns auf künstlerische Art mit persönlichen und historischen Momenten auseinanderzusetzen, und wir wurden zu einer traditionellen Shabbat-Feier eingeladen.

Wir besichtigten auch die internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und das dazugehörige und sehr bewegende Denkmal für die Kinder sowie den Soldatenfriedhof Herzlberg.

Nach einem gemeinsamen Abendessen mit einer Vertreterin der österreichischen Botschaft konnte nach offiziellem Reiseende für die BJV-Referentinnen noch spontan ein Gespräch mit dem Zeitzeugen Otto organisiert werden, der im Alter von 18 Jahren aus Österreich geflohen ist und dieses Jahr seinen 103. Geburtstag feiert. Besonders berührend ist, dass nach allem, was er erlebt hat, die Zusammenarbeit der österreichischen und israelischen Jugend im Kampf gegen die Klimakrise nun sein wichtigstes Anliegen ist.

Von Erinnerungskultur bis Inklusion

Während der Studienreise nach Israel gab es auch einen Besuch bei den jüdischen Pfadfinder*innen.Während der siebentätigen Reise beschäftigen wir uns vor allem mit dem Thema Erinnerungskultur und wie diese von Jugendorganisationen gelebt wird. Aber auch freiwilliges Engagement, non-formales Lernen und das Thema Inklusion begleiteten uns während unseren Stationen. Ein Highlight war dabei sicherlich der Besuch in einem Sommerlager der Pfadfinder*innen. Dort richteten die jungen Gruppenleiter*innen alles danach aus, Kindern und Jugendlichen mit Behinderung die gleichen Möglichkeiten zu bieten. Dabei stellt sich für sie nicht die Frage, ob sie Personen im Rollstuhl miteinbeziehen, sondern nur, wie sie es schließlich umsetzen.

Neben weiteren Themen wie Konflikte und Ländergrenzen, Gemeinschaft und Religion, war die Studienreise auch sehr stark von einer Auseinandersetzung mit den derzeitigen Reformplänen Israels geprägt. So sind die Gespräche immer wieder auf die Wichtigkeit des Hochhaltens von demokratischen Werten gelangt.

Studienbesuch nach Österreich

Die BJV-Referentinnen trafen Otto, einen ZeitzeugenNach dem BJV-Study Visit in Israel wird es im kommenden Jahr auch einen Austausch in Österreich geben. Vertreter*innen der israelischen Jugendvertretung werden die BJV im Mai 2024 um den Zeitpunkt der Befreiungsfeier im ehemaligen KZ Mauthausen besuchen.

In der Zwischenzeit werden die Teilnehmer*innen des Israel-Study Visit nun ihre Erlebnisse und Erfahrungen durch individuelle Projekte in ihre eigenen Organisationen weitertragen. Außerdem planen wir als BJV – dieses Mal online – ein weiteres Gespräch mit dem Zeitzeugen Otto, damit noch mehr Personen die Gelegenheit bekommen, von ihm zu lernen und seine Botschaft an die junge Generation zu hören, nämlich „Mensch zu sein“.

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