Gratis Tampons und Binden für alle

Wer kennt es nicht? Man geht zur Toilette und bemerkt, dass man unerwartet die Menstruation bekommen und keine Tampons oder Binden dabei hat. Klopapier und Seife werden an öffentlichen Toiletten gratis zur Verfügung gestellt, Menstruationsartikel aber nicht. Warum ist das so? Romana Greiner, Sprecherin des BJV-Frauenkomitees, hat sich zu diesem Thema Gedanken gemacht und bietet drei Lösungsansätze gegen die sogenannte Periodenarmut. 

Periodenarmut – wie bitte? Viele – oftmals junge – Frauen* können sich keine Tampons oder Binden leisten. Der Kauf der Menstruationsartikel wirkt sich drastisch auf ihre finanzielle Situation aus. Hochgerechnet geben Frauen in ihrem Leben rund 3.400 Euro für Hygieneartikel wie Binden oder Tampons aus. Das ist eine spezifische Benachteiligung von Menschen, nur weil sie einmal im Monat menstruieren. Keine Person sollte sich zwischen dem Kauf von Tampons und etwa einem Kinobesuch mit Freund*innen entscheiden müssen.

Periodenarmut gibt es auch in Österreich

Daten der Statistik Austria zeigen, dass rund 14 Prozent der österreichischen Bevölkerung als arm oder armutsgefährdet gelten. Der Anteil von Frauen* überwiegt hier (501.000 Frauen zu 430.000 Männer in absoluten Zahlen). Die Periodenarmut, die es auch in Österreich gibt, stellt eine geschlechtsspezifische Komponente von Armut dar.

Für jedes fünfte Mädchen in Österreich kann die Monatsblutung ein finanzielles Problem werden, das das Leben unmittelbar einschränkt. Etwa indem es einen Schulbesuch unmöglich macht, weil das Geld für Tampons oder Binden fehlt oder weil das Kind auf soziale Treffen (Kinobesuch, Eis essen etc.) verzichten muss, damit sich die Eltern die Versorgung mit Hygieneartikeln leisten können.

Für Frauen* bedeutet der natürliche Vorgang der Menstruation daher eine zusätzliche geschlechtsspezifische finanzielle Mehrbelastung. Die 3.400 Euro für Menstruationsartikel könnte frau sinnvoller ausgeben.

Wie kann dieses Problem gelöst werden?

  1. Periodenprodukte kostenlos an öffentlichen Orten zur Verfügung stellen

    An allen Orten, wo sich junge Menschen aufhalten, sollte es kostenlose Binden und Tampons geben. Etwa in der Schule, im Lehrbetrieb oder auch auf der Uni. Ein Vorzeigebeispiel wäre etwa die Uni Wien, die seit kurzem an den Toiletten gemeinsam mit der Initiative „Erdbeerwoche“ gratis Tampons und Binden anbietet, aber auch die Stadt Wien, die im Bezirk Brigittenau die „Rote Box“ aufgestellt hat. Dort können sich Mädchen und Frauen Menstruationsprodukte gratis nehmen.

  2. Mehrwertsteuer auf Periodenprodukte abschaffen

    Wie auf alle anderen Produkte zahlen Frauen* auf Periodenprodukte Mehrwertsteuer. In Österreich wurde die Mehrwertsteuer auf Menstruationsartikel, auch Periodensteuer oder „Tampon Tax“ genannt, vergangenes Jahr (2021) von zwanzig auf zehn Prozent halbiert. Damit liegen wir international gesehen im Durchschnitt. Es gibt aber auch Länder, in denen die Mehrwertsteuer auf Menstruationsartikel zur Gänze abgeschafft wurde und das aus guten Gründen. Denn die Unternehmen, die Periodenprodukte herstellen, haben kurzerhand die Senkung der Steuer genutzt und den Preis der Produkte angehoben. Die Steuersenkung kam somit nicht bei den Konsument*innen an. Mit einer sinnvolleren Preisobergrenze könnte willkürlichen Preiserhöhungen durch die Unternehmen entgegengewirkt werden.

  3. Mehrwegprodukte forcieren

    Eine weitere Möglichkeit, um die Periodenarmut zu bekämpfen, liegt in Mehrwegprodukten. Der große Teil der direkt mit der Menstruation zusammenhängenden Kosten fällt für den Kauf von Binden, Tampons oder Slipeinlagen an. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass jeder Frau* ein Mehrwegprodukt wie eine Menstruationstasse von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt wird. Besonders für Frauen* ab dem Erwachsenen-Alter – denn die wenigsten jungen Mädchen wollen gleich mit einer Menstruationstasse anfangen –  wäre das eine mögliche finanzielle Erleichterung. Dazu kommt auch der ökologische Effekt: Durch die Verwendung einer Menstruationstasse wird der CO2-Ausstoß im Vergleich zur Verwendung von Tampons um 90 Prozent reduziert und es fällt erheblich weniger Müll an.

    Und jetzt in Kürze: Was wollen wir? Gratis Menstruationsartikel! Wann wollen wir sie? Jetzt!