Warten auf Gleichberechtigung?

Unvergesslich und energiegeladen – die weltweit wichtigste Frauenkonferenz in New York hat viele Eindrücke hinterlassen. Sprecherin des BJV-Frauenkomitee Julia Rainer war vor Ort und berichtet von ihrer Teilnahme als Österreichdelegierte bei der Comission on the Status of Women (CSW).

Jedes Jahr im März findet die Commission on the Status of Women (CSW), eine der wichtigsten internationalen Frauenkonferenzen welt weit an der UNO in New York statt. Die Vereinten Nationen, der Zusammenschluss von 193 Staaten im Rahmen einer internationalen Organisation, haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine Vorreiterrolle im Kampf um Gleichberechtigung einzunehmen. Das funktioniert mal besser, mal schlechter, haben 193 verschiedene Staaten auch sehr verschiedene Vorstellungen wie diese Gleichberechtigung denn aussehen soll. Frauenrechte als Querschnittsmaterie sind natürlich in der alltäglichen Arbeit der UNO nicht wegzudenken, aber es sind diese zwei Wochen in New York in denen eine ganz besondere Stimmung herrscht. So heißt es auch bei der Eröffnungszeremonie der Konferenz: „Die Energie, die auf der CSW herrscht ist unvergleichlich. Ich wünschte, dass es auf allen UNO Konferenzen solch eine Stimmung gäbe!“ Dieses Momentum ist aber nicht nur in den Hallen der UNO zu spüren.

Weltweit gibt es in der letzten Zeit ein starkes Verlangen nach Veränderung was Frauenrechte betrifft. 2017 wurde das Wort Frauenrechte um 7000% öfter in die Suchmaschine eingegeben als im Jahr zuvor. Provokant heißt es dazu auf der CSW: „Wir müssen nicht googlen, wir wissen was Frauenrechte bedeuten, wir brauchen Taten!“Denn obwohl es viele Bestrebungen zur Stärkung der Frauenrechte gibt und es auch nicht an Maßna hmen oder Instrumenten mangelt, stellen sich die Fortschritte nur langsam ein. Dafür findet die Direktorin der UNO Frauenorganisation (UN Women) deutliche Worte: „Wenn wir im selben Tempo weitermachen wird es statistisch gesehen noch über 200 Jahre dauern bis wir die volle Gleichberechtigung verwirklichen. Nicht mit uns!“

Im letzten Jahr waren nämlich auch viele Rückschritte im Bereich der Frauenrechte zu verzeichnen. Die #metoo Bewegung hat das Ausmaß von sexueller Belästigung und Gewalt gegen Frauen aufgezeigt. Der Rechtsruck in der westlichen Welt macht es notwendig auch die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung zu verteidigen. Und schließlich regiert im Gastland der CSW ein amerikanischer Präsident, der am laufenden Band mit seiner frauenfeindlichen Haltung für Aufruhr sorgt.

Da tut es auch mal gut an einem Ort zu sein an dem der Feminismus noch gefeiert wird. Wie zum Beispiel beim Statement des UNO Generalsekretärs, António Guterres,, bei dem die Zuhörenden in Jubel ausbrechen:

„Die Fähigkeiten von Frauen sind unendlich. Diskriminierung ist eine Attacke auf die Gesellschaft. Deshalb sollten auch alle Männer Frauenrechte unterstützen. Ich bezeichne mich selbst als stolzen Feministen.“

Die Aussage des Generalsekretärs trifft einen wichtigen Nerv. Es wird nur gemeinsam gehen! Frauenrechte sind Menschenrechte und zur Verwirklichung einer vollen Gleichberechtigung müssen alle – Männer und Frauen – in Zukunft kräftig mit anpacken und an einem Strang ziehen.

Text: Julia Rainer