Warum Frauen überproportional von der Teuerung betroffen sind

In ihrem Blog-Artikel widmet sich Hannah Pühringer vom BJV-Frauenkomitee den Auswirkungen der Teuerung auf Frauen und den speziellen Herausforderungen, die sich dadurch ergeben.

Warum Frauen überproportional von der Teuerung betroffen sind

Ein Döner kostet plötzlich 5€, der Einkauf wird immer teurer und auch das WG-Zimmer ist gar nicht mehr so günstig. Die Preise steigern und wir merken es alle. Dennoch sind die Menschen in Österreich unterschiedlich stark von der Teuerung betroffen: Auf den Schultern von Geringverdiener*innen lastet sie am schwersten. Das liegt daran, dass sie den größten Teil ihres Einkommens sofort wieder ausgeben müssen, um tägliche Grundbedürfnisse wie Wohnen, Heizen, Nahrungsmittel und Mobilität zu decken. Gerade in diesen Bereichen sind die Kosten in den letzten Jahren und vor allem Monaten deutlich gestiegen, angekurbelt durch den Ukraine-Krieg und die COVID19-Pandemie.

Insbesondere Frauen und junge Menschen spüren die Auswirkungen der Inflation

Woran liegt das? Frauen machen den größten Anteil der Geringverdiener*innen aus. Weniger Erwerbsstunden aufgrund unbezahlter Arbeit wie Kinderbetreuung oder Pflege führen zu weniger Einkommen, schlechteren Karrierechancen und später zu einer niedrigeren Pension als für Männer (Stichwort Gender-Pension-Gap). Neben der Mehrfacharbeit der Frauen kommen die psychische Belastung aufgrund der COVID19-Pandemie und die Angst davor, ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken zu können und in die Armut abzurutschen dazu. Die psychische Belastung und die Sorge ums Einkommen beschäftigt auch junge Menschen. Die einen jonglieren schlecht bezahlte Jobs neben dem Studium, die anderen sehen sich mit einem Einstiegsgehalt, das nicht zum Auskommen reicht, konfrontiert und wieder andere bekommen schlichtweg gar nichts für ihre Praktika bezahlt.

Worin liegt die Gefahr von (Frauen-)Armut?

Armut exkludiert. Armut macht abhängig. Armut macht krank.

Dabei manifestiert sich Armut nicht nur im Geldbörserl, sondern auch materiell, sozial, kulturell und psychisch. Frauenarmut führt zu einer erhöhten Abhängigkeit gegenüber männlichen Familienmitgliedern oder Partnern und machen es Frauen schwerer aus Gewaltbeziehungen zu entkommen. Aus dem gleichen Grund können sie prekäre Arbeitsverhältnisse ebenfalls nur schwer verlassen und für ihre Rechte einstehen.

Frauenarmut betrifft die gesamte Familie: Armut wird genauso wie Vermögen oder der Bildungsgrad in Österreich vererbt. Jedes fünfte Kind in Österreich ist derzeit von Armut betroffen oder bedroht. Dagegen engagiert sich die Bundesjugendvertretung im Rahmen der Armutskonferenz oder mit der Kampagne „Armut ist kein Kinderspiel“. Die Bundesregierung muss dieses Alarmsignal ernst nehmen und sich dementsprechend gegen Armut einsetzen.

Wie handelt die Politik?

Unter anderem reagiert die Bundesregierung auf die massive Teuerung mit Einmalzahlungen. Einmalzahlungen sind zwar kurzfristig sinnvoll, doch ändern sie nichts am Grundproblem der Verteilungsungerechtigkeit. Insbesondere dann nicht, wenn die Einmalzahlungen nicht sozial gestaffelt sind, sondern wie mit der Gießkanne auf die gesamte Bevölkerung verteilt werden – egal, ob die Person das Geld braucht oder nicht. Die soziale und ökonomische Ungleichheit klafft im Jahr 2022 somit noch weiter auf.

Umverteilung und Frauenpolitik gehen Hand in Hand

Die derzeitige Teuerung liegt bei einem Rekordhoch: Laut WIFO Prognose wird die Inflation im Jahr 2022 um die 7,8% betragen[1]. Mehr als jeder dritte Haushalt kann die durchschnittlichen Ausgaben nicht mehr durch das monatliche Einkommen finanzieren (davor war es jeder vierte Haushalt). Um allen Menschen eine warme Dusche in einem leistbaren Zuhause und danach ein gutes Essen zu ermöglichen, muss die Politik jetzt Geld in die Hand nehmen. Es müssen so schnell wie möglich Maßnahmen beschlossen werden, die tatsächlich langfristig zwischen arm und reich und Mann und Frau umverteilen. Wirtschaftskrisen gepaart mit Inflation treten immer wieder auf und das beste Mittel dagegen ist die ökonomische und soziale Absicherung aller Menschen. Frauenpolitik muss insbesondere in Krisenzeiten und somit heute mehr denn je als Priorität behandelt werden.

Texbeitrag: Hannah Pühringer, stellvertretende Sprecherin des Frauenkomitees

Quellen:

Presseaussendung „ÖGB warnt: Teuerung trifft besonders Frauen“ am 27.9.2022

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20220927_OTS0141/oegb-warnt-teuerung-trifft-besonders-frauen?utm_source=2022-09-27&utm_medium=email&utm_content=html&utm_campaign=mailabodigest

AW Blog „Ungleiche Krisenfolgen“ am 10.10.2022

https://awblog.at/austrian-corona-panel-project/

7,8% Prognose im Juni rechnete das Wifo für 2022 https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/2161577-Inflation-wird-fuer-mehrere-Jahre-hoeher-bleiben.html