Jugend, Frieden und Sicherheit
In seinem Blog-Artikel widmet sich Marvin Huber, Österreichischer Jugenddelegierter zu den Vereinten Nationen (UNYD) dem Thema Jugend, Frieden und Sicherheit und gibt Einblicke in die Veranstaltung, die im November, organisiert von den UNYDs, zu diesem Thema stattgefunden hat.
Am 17.12.2022 haben wir (Miriam und Marvin) im Zuge des Europäischen Jahrs der Jugend ein Event zur Jugend-, Friedens- und Sicherheits Agenda (Youth, Peace & Security; YPS) der Vereinten Nationen veranstaltet – die YPS-Agenda ist ein international beschlossener Vertrag welcher junge Menschen erstmals aktiv als Teilnehmer*innen eines Friedens und Sicherheitsprozesses definiert. Um diese Agenda näher kennenzulernen und konkrete Partnerschaften zur Umsetzung zu entwickeln durften wir 15 junge Teilnehmer*innen im BJV Büro willkommen heißen. Wir wollen euch in den folgenden Zeilen einen Einblick in die Diskussionen, Gedankengänge und Zielvorstellungen geben:
Bei der Veranstaltung definierten Teilnehmer*innen vorab ihr Verständnis von Jugend, Frieden und Sicherheit und der Beziehung dieser Faktoren untereinander und tauschten sich anschließend dazu aus, welche Handlungen zur Realisierung dieser in Österreich noch notwendig sind.
Frieden
Ist Frieden nur negativ definierbar durch die Abwesenheit von Krieg oder Gewalt?
Nein. Frieden muss mehr bedeuten. Das Konzept beinhaltet für unsere Teilnehmer*innen die biopsychosoziale Gesundheit, körperliche und geistige Unversehrtheit, Schutz vor Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung, Chancengleichheit, gerechte uns starke Institutionen, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, das Recht zur Teilhabe, die eigene Rechtsperson, und die Chance auf ein Leben in unversehrter Umwelt und mit nachhaltiger Wirtschaftsform.
Sicherheit
“Ist umfassend und muss in den verschiedensten Lebenslagen gegeben sein, sei dies vor Krieg oder im Alltag”.
Es gilt nicht nur die existenzielle Sicherheit zu gewährleisten, zum Beispiel vor Armut, Hunger, Energienot, der Missachtung der Menschenrechte, Krankheiten oder Umweltkatastrophen sondern das Sicherheitsnetz im Sozialen, Wirtschaftlichen, Rechtsschutz, Frieden, und der Vorsorge zu realisieren und dieses weiter zu spannen. Sicherheit ist fundamental für ein erfülltes Leben aber dieses Konzept darf nicht zum unverhältnismäßigen Abbau von Freiheiten benutzt werden.
Jugend
Darf nicht nur durch verschieden Altersspannen 0-18, 14-25 oder 0-30, bestimmt sein sondern muss auch durch die Stellung die Kinder und Jugendliche in unserer Gesellschaft einnehmen definiert werden. Die Teilnehmer*innen hielten zum Beispiel fest dass Jugendliche als Expert*innen der eigenenen Lebensrealität angesehen werden müssen, deren Mitsprache in allen politischen Systemen garantiert sein muss, Jugendliche nicht nur Nutznießer sondern aktive Advokaten einer friedlichen Zukunft sind und dass junge Menschen am Besten die Anliegen ihrer Generation und zukünftiger Generationen vertreten können. Ebenfalls wurden die zahlreichen Risikomultiplikatoren beschrieben denen Jugendliche ausgesetzt sind, sei dies durch sich verschlechternde Umweltfaktoren, die Gefahren von Extremwettererlebnissen, Kinderarbeit, NEET, Ausbeutung, oder der Anfälligkeit von Extremismus.
Die sich aus diesen Definition ergebenden Schnittstellen legen den Handlungsraum dar welchen sich die YPS-Agenda annehmen sollte und zeigt wie weitgehend die Implikationen der Agenda in den Themenfeldern sind. Die so identifizierten Verantwortungsbereiche sind in der YPS-Agenda nur teilweise abgedeckt. Teilnehmer*innen beschreiben wie wichtig es ist dass diese Aspekte zusammen und fließend verstanden werden. So werden unter anderem “Frieden bringt Sicherheit und Sicherheit bringt Frieden”, Freiheit und Fortschritt, Demokratie und Rechtsstaat, Bildung und Verantwortung, Jugendschutz und Grundsicherung, Langfristige Orientierung und Chancengleichheit als direkte Handlungsspielräume der YPS-Agenda genannt.
Wo setzt die YPS Agenda in meiner Lebensrealität an?
Für die Teilnehmer*inenn des Events schaffen die verschiedenen Sphären der Agenda zahlreiche Aufträge und Anknüpfungspunkte. Sie geben das fundamentale Recht an, Jugendliche als Schlüsselstelle einer friedlichen und sicheren Welt verstanden zu werden und fordern damit mehr Teilhabemöglichkeiten im Entscheidungsprozess. Dafür braucht es ein erweitertes Demokratieverständnis, mehr Ressourcen und Chancen zur Mitbestimmung in politischen Fragestellungen und politischer Bildung. Um dem damit verbundenen Auftrag als Advokaten einer friedlichen und sicheren Zukunft gerecht zu werden zeigt die Agenda die Notwendigkeit dass Jugendliche sich und andere über diese informieren, kriegerische und gewaltakte ablehnen und Zivilcourage und Solidarität mit von Krisen betroffenen fördern. Der präventive Arm der Agenda legt ebenfalls die Notwendigkeit eines breiten Sicherheitsverständnisses und des umfassenden Schutzes vor jeglicher Art der Diskriminierung, Armut, der Klimakrise, Gewalttaten oder Misinformation vor. Dabei wird ebenfalls das Recht auf Bildung, Identität, Selbstverwirklichung und die Notwendigkeit starker nationale und internationale Institutionen und der Gewaltenteilung geschaffen. Schlussendlich bleibt das persönliche Wohlbefinden als Maßstab der persönlichen Integrität und als fundamental für die Beantwortung der Fragestellung.
Wie sollte ein Miteinbezug von jungen Menschen aussehen?
Der Miteinbezug soll informiert, inklusiv, regelmäßig, auf Augenhöhe, international, in der Lebensrealität von Jugendlichen und umfassend sein. Nur wenn junge Menschen in ihren Lebensrealitäten abgeholt werden und ihnen die Möglichkeit geben wird sich dort zu beteiligen, wo sie sich befinden, kann die YPS Agenda ihren Auftrag erfüllen.
Was brauchen Jugendorganisationen, junge Menschen etc. um die YPS-Agenda umsetzen zu können?
Die YPS-Agenda ist in Österreich nicht wie in Finnland nicht in einem nationalen Aktionsplan umgesetzt. Die in der Nationalen Jugendstrategie und im “Youth External Action Plan” der Europäischen Kommission vermerkten Ziele reichen nicht aus, um die wichtigen Aufgaben dieser zu erfüllen. Dafür benötigt es mehr Ressourcen in Form von finanzieller Unterstützung, Räumlichkeiten, Personal, Expert*innen und der Respekt und Wille von Entscheidungsträger*innen den Prozess zu unterstützen. Weitgehende Informationen über das Rahmenwerk, Events und Fortbildungen in leicht zugänglicher und verständlicher Form müssen dazu genutzt werden, Transparenz zu steigern und die adäquate mediale Präsenz einzunehmen. Die notwendige Mitsprache von Jugendlichen sollte nach dem Grundsatz Erfolgen, dass “Vertretung nicht ohne Konsultation” passieren kann und sich an inklusive Standards halten, welche internationalen Ambitionen würdig sind. Ebenfalls müssen sozio-politische Rahmenbedingungen gesetzt werden welche die Grundsicherung ermöglichen um sich mit den bedeutenden Themen unserer Zeit zu beschäftigen diese inkludieren u.a. Bildung, Chancengleichheit, Gesundheit und die Freiheit von Diskriminierung und Gewalt.
Welchen politischen Prozess braucht es?
Um die oben beschriebenen, ambitionierten und weitreichenden Ziele umzusetzen, muss die Politik neue und weitergehende Maßnahmen setzen. Informationen, Konsultationen und Veranstaltungen müssen aktiv den Diskurs um Sicherheit und Frieden unter Einbeziehung junger Menschen fördern. Transparenz, eine positive gesellschaftliche Grundhaltung gegenüber YPS und jungen Menschen und die echte und aktive Mitbestimmung von jungen Menschen sind hierbei richtungsweisend und müssen umfassend gefördert werden. Der Ausbau politischer Bildung an Schulen, des intergenerationellen Dialogs und vor allem die Entwicklung eines im Stakeholder Prozess entwickelten Nationaler Aktions- und Umsetzungsplan der YPS-Agenda müssen folgen.
Die Potentiale sind groß, die Liste an Möglichkeiten lang. Sehr freuen wir uns bald auf einen Austausch mit Euch und Expert*innen zur YPS.
Bis bald, Marvin
Die Aussagen und Ansichten in diesem Blogartikel spiegeln die Gedanken der Teilnehmer*innen der Veranstaltung wieder.
Beitrag verfasst von Marvin Huber, Österreichischer Jugenddelegierter zu den Vereinten Nationen