Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen: BJV als Expertin im Parlament

Das Mental-Health-Jugendvolksbegehren wurde im Familien- und Jugendausschuss behandelt. Vorsitzende Fiona Herzog führte die aktuelle Lage zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus.

Angesichts der alarmierenden Folgen der Corona-Pandemie braucht es breite Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Daher wurde das „Mental Health Jugendvolksbegehren“ gestartet, dass auch von der BJV unterstützt wird und insgesamt über 138.000 Unterschriften in der Bevölkerung erreicht hat. Wenn in Österreich über die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gesprochen wird, dann behandelt der Diskurs oft nur die Covid-Pandemie und ihre Folgen. So wichtig der Zusammenhang ist, lohnt es sich jedoch, auch einen Blick auf die Zeit davor zu werfen.

BJV-Vorsitzende Fiona Herzog

BJV-Vorsitzende Fiona Herzog sprach im Familien- und Jugendausschuss.   (c) Parlamentsdirektion/David Bohmann

Denn viele Probleme, denen wir, junge Menschen, uns heute widmen müssen, sind nicht neu. Wie die HBSC-Studie bereits 2018, also deutlich vor Ausbruch der Pandemie, aufzeigte, hatte jede vierte junge Person bereits damals psychische Beschwerden.

Fiona Herzog, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung (BJV), verdeutlichte im Ausschuss, dass hinter den drastischen Zahlen junge kranke Menschen stehen, die derzeit nicht die notwendige Hilfe erhalten. Die BJV hat daher im Jahr 2021 die Kampagne „Die Krise im Kopf“ gestartet, die sich für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen einsetzt. Ziel war es einerseits Bewusstsein für das Thema psychische Gesundheit zu schaffen und weiters wichtige Forderungen an Entscheidungsträger*innen in einer 10-Punkte-Charta zusammenzufassen. Relevant ist zu betonen, dass psychische Gesundheit alle Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen betrifft. Die Schule ist dabei ein besonders wichtiger Ort und das Mental Health Jugendvolksbegehren ein sehr wichtiger Schritt, den die BJV mit voller Zustimmung unterstützt.

BJV fordert flächendeckende Versorgung in ganz Österreich

Es ist jedoch wichtig, psychische Gesundheit auch außerhalb der Schule zu denken. So sehen wir als Interessenvertretung aller Kinder und Jugendlichen, dass trotz der kritischen Situation eine große Versorgungslücke besteht: In einigen Bundesländern gibt es derzeit überhaupt keine Kinder- und Jugendpsychiater*innen mit Kassenvertrag. Schätzungen von SOS-Kinderdorf zu Folge fehlen aktuell rund 70.000 kassenfinanzierte Therapieplätze für Kinder und Jugendliche. Diese Lücken müssen unbedingt gefüllt werden.

„Junge Menschen wissen nicht mehr wohin mit ihren Problemen und fühlen sich im Stich gelassen, wenn man sechs Monate auf ein Erstgespräch beim Therapeuten warten muss“, so ein Jugendlicher, der sich im Rahmen der BJV-Kampagne „Krise im Kopf“ geäußert hat.

Als BJV fordern wir daher die volle Kostenübernahme durch alle Krankenkassen und flächendeckend ausreichende Kapazitäten für Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und funktionelle Therapien, wie bereits im Regierungsprogramm vorgesehen. Es darf keine Kontingentierung oder Deckelungen der Kapazitäten der Angebote geben!

Neben der BJV waren auch Barbara Haid, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie, Caroline Culen von der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, Mediziner Hannes Strasser und Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie AKH der Med-Uni Wien Paul Plener als Expert*innen geladen. Gesundheitsminister Johannes Rauch und Staatssekretärin Claudia Plakolm sprachen sich für eine nachhaltige Etablierung des Projekts „Gesund aus der Krise“ aus. Bildungsminister Martin Polaschek hob in seinem Zuständigkeitsbereich den Ausbau der Schulsozialarbeiter*innen ebenso hervor, wie Workshopangebote an Schulen.

Weitere Informationen zur Expert*innen-Hearing im Familienausschuss können in der Parlamentskorrespondenz nachgelesen werden: https://www.parlament.gv.at/aktuelles/pk/jahr_2023/pk0143

Gruppenfoto aus dem Familien- und Jugendausschuss

(c) Parlamentsdirektion/David Bohmann